20. September 1995
Portraitinstallation aus Stoff (Baumwollvoile) mit ca. 20000 Brandlöchern aus der Silhouette von Marianne Milani.
Super Zuba, Portraitinstallation Marianne Milani, 1995
Die Arbeit entsteht 1995 und wird erstmals installiert im Wintergarten der DG BANK Frankfurt. Portraitiert wird die schweizerische Modedesignerin Marianne Milani, mit Kosenamen „Zuba“. Die Installation besteht aus einer ca. 20 Meter hohen, blauen und im Querschnitt vier Meter breiten Stoffsäule. Ein sich abwechselnd vorwärts und rückwärts drehendes spiralförmiges rotes Stoffinnenteil führt den Betrachter zu einer Videoskulptur.
In den Stoffbahnen der Säule erscheint ornamenthaft 20.000 mal der Kopf der Portraitierten als ausgestanzte Leerstelle in Form eines daumengroßen Brandloches. Keine der von Kutscher mit der Hand eingebrannten Silhouetten hat gleichen Abstand zu den anderen. Ihre Abfolge ist willentlich unregelmäßig, um dem meditativen Moment, das im unendlichen Rapport des Ornaments enthalten ist, eine bewußte Störung entgegenzusetzen. Zugleich liegt in dieser Störung der Verweis auf die Individualität der Portraitierten und ihre handwerkliche Arbeit in einem heute vornehmlich auf Massenproduktion angelegten Modebetrieb. Die sich drehende rote Innensäule verändert auch die Außenhaut. Die Löcher lassen den blauen Stoff so erscheinen, als wäre er rot gepunktet. Im Inneren entsteht eine rote und blaue Farbatmosphäre, die die irdische und himmlische Sphäre miteinander verbindet. Der obere Abschluß der Säule, der an ein Kapitell erinnert, begrenzt den unendlichen Rapport.
Die Arbeit ist dominiert durch das inzwischen schon bekannte Moment der Leerstelle und der Abwesenheit. Die Kennzeichnung der Portraitierten geschieht durch den Umriss des Loches. Dort wo nichts ist, ist sie.
Die niedrige Videoskulptur hat die gleiche Form wie die Stoffsäule. Die Oberfläche des liegenden Monitors ist mit einem blau gepunkteten Stück Stoff verschleiert. Das durch den Schleier hindurch sichtbare Video zeigt die Hände der Designerin bei ihrer Tätigkeit. Sie vollziehen die für ihr „Handwerk“ charakteristische Bewegungen. Für die Aufnahme wird die Videokamera direkt an der Hand der Designerin installiert. Diese Perspektive verdichtet das Werk der Hände. Die Arbeit mit dem weichen Material wird akustisch kombiniert mit einem aggressiven Sound aus begleitenden Arbeitsgeräuschen wie Reißen, Schneiden, Zusammenlegen etc. Der gestalterische Akt ist immer auch Akt der Zerstörung.
Es handelt sich um ein Berufsportrait. Durch die Konzentration auf Kopf, Hände und Kleidung knüpft Kutscher an traditionelle Schwerpunkte der Portraitmalerei an. Zugleich ist die Arbeit aber auch ein Frauenportrait. Die Säulenform erscheint wie ein überdimensionaler Rock, unter den „man“ schlüpfen kann um den „Himmel auf Erden“ zu erblicken. Super Zuba ist – trotz des Gewichts der Arbeit – eine leichte, luftige Installation.
Peter Forster
Super Zuba, Portrait installation, Marianne Milani, 1995
This work was realised in 1995 and first installed in the glass porch at the DG BANK in Frankfurt. Kutscher’s subject is the Swiss fashion designer Marianne Milani, also known by her nickname «Zuba». The installation consisted of a 20-metre-tall, blue fabric column measuring four metres in diameter. A spiral-shaped red interior segment moving forward and backward in alternation led viewers to a video sculpture.
The head of the portrait subject was reproduced 20,000 times in an ornamental pattern of thumb-sized «burn» holes made in the fabric. None of the silhouettes burned by hand into the cloth by Kutscher is separated by the same distance from the others. Their arrangement is deliberately irregular – Kutscher’s way of introducing a disturbing element in opposition to the endless uniformity of the ornamental pattern. This disruptive component is also a reference to the individuality of the subject and to her hand-crafted work, which is rare in today’s predominantly mass-production-oriented fashion business. The revolving red inner column also changes the outer skin., the holes in which thus appear as red dots. Inside, an atmosphere of red and blue appears to join the earthly and heavenly spheres together. The top of the column, which looks much like a capital, makes the boundary of the endless ornamental pattern.
The dominant feature of this work is the familiar aspect of the empty space and absence. The portrait subject is identified by the outline of the hole. She occupies the empty space.
The low video sculpture has the same shape as the fabric column. The screen of the monitor, which lies on its back, is veiled by a piece of blue-dotted fabric. The video sequence visible through the fabric shows the designer’s hands at work, performing movements typical of her «craft». The video camera was installed on the designer’s hand during the recording process. This perspective condenses the activity of her hands. The work with soft material is combined acoustically with sounds of aggressive actions – tearing, cutting, folding, etc. The creative act is always an act of destruction.
This work is a «vocational» portrait of . In his concentration on head, hands and clothing, Kutscher deals with traditional focal points of portraiture. Yet the work is also a portrait of a woman. The columnar form calls to mind an oversized skirt, under which one may slip and catch a glimpse of «heaven on earth». Despite its great weight, Super Zuba is a slight and airy installation.
Peter Forster