Marianne Milani - Haute Couture
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Wer anfängt, ist geliefert…

…es ist wie ein Virus.

Wer ihr schon einmal begegnet ist, wird sich an sie erinnern: Ein helles Gesicht, stark geschminkte rote Lippen, rotes Haar und meist dunkelblaue oder schwarze Kleidung – Marianne Milani fällt auf, obwohl ihre Erscheinung eigentlich nichts Aufdringliches hat. So lässt sich wohl auch das Geheimnis ihrer beruflichen Arbeit als Modedesignerin erklären. Wer sich von der in Bern lebenden Baslerin anziehen lässt, trägt Stoffe, die dem Körper gut tun, die vergessen lassen, dass man überhaupt angezogen ist; trägt Kleider, die Eleganz ausstrahlen und doch nicht penetrant darauf verweisen, wie exklusiv sie sind: das Einfache, das Schlichte, Minimal Art, als Stilprinzip. Bernhard Giger

Marianne Milani

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Diese unbändige Lust am Leben

Modedesignerin setzt Akzente
 
Domicil Zeitung 2016

Diese unbändige Lust am Leben

Rote Haare, rote Nägel, rote Lippen, schwarzes Gewand. Marianne Milani, Modedesignerin, setzt Akzente.

«Das Handwerk», betont Marianne Milani, «ist das A und O.» Und das hat sie in ihrer Heimatstadt Basel von der Pike auf gelernt. Der Damenschnei­derinnen­Lehre folgte eine weitere als Herrenschneiderin, und gleich­zeitig absolvierte sie einen Lehrgang für internationale Schnitttechnik und Modedesign. Mit kaum 20, kurz nach der Lehre, inszenierte sie ihre erste Modeschau. Gut gerüstet also, bereits in jungen Jahren, für eine Karriere in der Modebranche. Aber dann kam zuerst einmal alles anders als geplant.«Ja warum wohl?», fragt sie lachend. «Zwecks Heirat zog ich nach Bern.»

Die wilden Jahre

Hier wollte sie ihr eigenes Ding auf­ bauen. «Diese unbändige Lust am Le­ben», sagt Marianne Milani, «hat mir Flügel verliehen.» Sie eröffnete mitten in Bern den angesagtesten Jeansladen dieser Zeit. «The Bronx – The Super­ Store – For Jeans and More», hiess er. Hier wurden nicht nur Kleider ver­kauft, sondern vor allem ein Lebens­gefühl vermittelt. «Culture», hiess das im Jargon des Werbers Fritz Kobi. Zweimal im Monat suchte sie in Lon­don nach den neuesten Trends. Das hat sich schnell herumgesprochen – bis hin zu den Rolling Stones. Im September 1973 waren sie für zwei Konzerte nach Bern gekommen. Sie langweilten sich im Hotel Bellevue. Ihr Manager führte sie deshalb in die Bronx. «Sie haben sich bei uns sehr wohl gefühlt», erinnert sich Marianne Milani. «Abends dann wurden wir von ihnen ins Konzert eingeladen und sind mit der Stretchlimousine abgeholt worden.»­ Fotografien von diesem Ereignis gebe es leider nicht. «Damals gabs ja noch keine Handys, und fotogra­fiert wurde auch nicht viel», sagt sie fast ein wenig bedauernd.

Die Zeit der angesagtesten Jeans war irgendwann vorbei. Marianne Milani kehrte zu ihrem erlernten Handwerk zurück und eröffnete an der Gerechtigkeitsgasse 49 ein kleines, feines Modeatelier. Zwar hat sie in­ zwischen das Geschäft im Parterre des Altstadthauses geschlossen. Aber das Atelier im ersten Stock ist geblieben.

Das Allerheiligste ist in einem kleinen Raum mit exzellenter Beleuchtung. Ein grosser Tisch dominiert. Hier ent­wirft und entwickelt Marianne Mi­lani die Kleider. Karton, Stift, Lineal, Schere sind ihre wichtigsten Arbeitsin­ strumente. An den Wänden aufgereiht hängen all die Schnittmuster, die sie für ihre Kunden und Kundinnen im Laufe der Jahre gefertigt hat. In einem andern Raum ist die Schatzkammer mit den wundervollen Stoffen – feins­ter Pure Cashmere, glänzende Seide, weiche Baumwolle, Spitzenstoffe, uni oder bunt bedruckt, von den besten Stoffmanufakturen, die es gibt. Es sind Stoffe, die alle Sinne ansprechen – für Haute Couture eben. Das Nähen aller­dings überlässt Marianne Milani dann ihren engagierten Schneiderinnen.

Mode und Alter

«Meine Kunden und Kundinnen sind zusammen mit mir älter geworden», konstatiert Marianne Milani trocken. Sie weiss deshalb genau, was die Be­dürfnisse älterer Menschen sind. «Die Kleider müssen vor allem bequem sein», betont sie. «Sie müssen sich gut anziehen lassen – also nicht zu eng und eventuell halt auch mit einem Gummi­ zug in der Hose statt Reissverschluss und Knopf.»

Lachend sagt sie: «Das heisst aber nicht, dass Mode für ältere Menschen häss­ lich sein muss.» Beige z.B. gehöre in die Kategorie Hässlichkeit. Damit mache die Modeindustrie ein Millionenver­mögen, «weil sie behauptet, beige ma­che so frisch zu weissen Haaren», spot­tet sie. Marianne Milani macht keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen diese «Nichtfarbe». Schon die Queen habe gesagt: «Wenn ich Beige tragen würde, würde mich niemand erkennen.» Was Marianne Milani auch nicht ausstehen kann, ist «Girliemode für alte Frauen und schlecht sitzende Jeans für alte Männer». Auch prall gefüllte Gesäss­taschen sind für sie ein No­Go. Und Rucksäcke. Aber sonst? Auch ältere Frauen und Männer sollen tragen, was ihnen Spass macht.

Sich wohl und sicher fühlen

«Man muss nicht allen gefallen», sagt Marianne Milani, «man muss sich in den Kleidern einfach wohl und sicher fühlen – von vorn und von hinten.» Wichtig sei vor allem, dass man seine Bedürfnisse kenne und auf sie höre. «Massanfertigungen können Wun­der wirken», bemerkt Marianne Mi­lani. «Im Alter gehen viele Menschen vornüber und stehen auch nicht mehr gerade. Mit einem guten Schnitt, z.B. einem längeren Rückenteil, kann das prima kaschiert werden.» Nicht nur Schnitt und Farbe seien wichtig bei der Wahl der Kleider, «sondern auch das Materialbewusstheit, die Freude an hochwertigen, schönen, fliessenden Stoffen.» Dass sich dies nicht alle leis­ten können, weiss sie genau. «Trotz­dem», betont sie, «muss Mode für äl­tere Menschen nicht beige sein, auch wenn sie von der Stange kommt.»

Marianne Milani sagt, sie sei tagtäglich von so vielen schönen Farben umge­ben, dass sie selber deshalb vor allem schwarze und dunkelblaue Kleider trage. Aber sie setzt Akzente: In der Mode. In ihrem Leben. Rote Haare, rote Nägel, rote Lippen. Und eine unbändige Lust am Leben. Noch immer.

DATE 19. Juli 2016 CATEGORY News
Marianne Milani - Haute Couture
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